LESLIE G. HUNT
Leslie G. Hunt, der in Frankfurt ansässige Künstler aus Texas, hat vor
allem durch seine Farbradierungen in den letzten Jahren Bedeutung in der Graphikszene
erlangt.
Seine Arbeiten sind schon allein deshalb ungewöhnlich, weil sie vom Betrachter
etwas abverlangen, das leider in der allgemeinen Bilderflut zu ersticken droht, nämlich
Beobachtungsgabe.
Hunt liebt die Details und setzt dies auch bei den Freunden seiner Kunst voraus. Nur
diejenigen, die sich den Genuß an kleinen unaufdringlichen Pointen bewahrt haben, können
die Freude, die Leslie mit seinen Arbeiten verbreitet, wirklich genießen.
Die "Werkstatt der Phantasie", wie der Künstler sein Atelier nennt, steht für
das Konzept, Kunst in den Alltag zu bringen. Sein Signé, eine geflügelte Zeichenfeder,
symbolisiert die Intension, den Betrachter auf Traumreisen zu führen, die manches von den
Genüssen und Lüsten des Künstlers offenbaren, aber auch beim Betrachter
"Ah-Erlebnisse" auslösen.
Die lexikalische Darstellung ist der Grundbaustein seiner Bilder. Deshalb haben Leslies
Szenerien auch oft liebevoll gestaltete, aus vielen kleinen Symbolen zusammengesetzte
Rahmen, die mit der Radiernadel angelegt den Rand des Blattes bilden. Von lexikalischen
Darstellung ausgehend, die er in alten Büchern findet, läßt er seine Phantasie spielen.
Er verwendet dies "Fundstücke", um sie konzeptionell zu einer Bildergeschichte
zu verbinden, in die seine persönlichen Empfindungen eingehen.
Da sind zum Beispiel die Reisen. Die Erkundung fremder Gegenden mit dem Fahrrad, dem
Automobil oder dem Luxusliner, der auch bei ihm "Titanic" heißt, aber nicht am
Eisberg zerschellt.
Wir begeben uns auf "romantische"Reisen durch die Welt der Märchenschlösser
und durch zauberhafte Landschaften. Alles ist durch einen sauberen, nicht aufdringlichen
Strich "protokolliert", einen Strich, der so rein ist wie die Kanten der
Radierplatte auf Hunts Blättern.
Natürlich haben wir auf diesen Reisen einen "Picknickkorb" dabei, worin wir
alles genau an dem Platz finden, wo es hingehört. Und das kleine rote Herz zwischen den
Gläsern drückt aus, daß es wohl eine Reise zu zweit gewesen sein muß, die ihn in diese
wunderschönen Gegenden führte.
Der biographische Charakter, den die Blätter aufweisen, ist evident. Hunt
"sammelt" offensichtlich Details aus dem Alltag, Bemerkenswertes, das ihm
begegnete, bewahrt er in seinem "Album" auf, ein Album, das, im Gegensatz zu dem
von uns "gewöhnlichen Leuten", aus feinen, meisterhaft gefertigten
Farbradierungen besteht.
Kunst ist für Leslie, so sagt er im Gespräch, ein Kraftreservoir in einer Zeit
täglicher Katastrophen. Er will mit seinen Bildern Optimismus verbreiten, aber nicht
Blauäugigkeit. Die Schrecken der Gegenwart brauche man sich nicht auch noch in der Kunst
permanent vor Augen zu halten. Die Kunst sei der Ort des Schönen, Angenehmen und
Interessanten.
Was Leslie G. Hunt darunter
versteht, erfährt der Betrachter, wenn er sich Zeit nimmt, seine Arbeiten wirklich genau
anzuschauen: