Perspektivische Illusion -
abstrahierende Farbe
Als Michael Schreiber sein Studium zunächst in Bielefeld an der Fachhochschule begann und
später an der Hochschule der Künste, Berlin, fortsetzte, suchte er sich bewusst
Lehrer,
bei denen er sich in zeichnerischem Realismus, ja äußerster Detailgenauigkeit messen
konnte.
Das zeichnerische Handwerk lernte er in der Tat vorzüglich bei Prof. Petrick, dessen
Meisterschüler er bald wurde. Diese äußerste Präzision des mit hartem, spitzen Stift,
mit quasi fotografischem Blick erfassten Gegenstandes ist die solide Grundlage auch von
Schreibers Arbeit geworden, der sich auch als es längst nicht mehr Mode war noch um die
Vervollkommnung des einmal eingeschlagenen Weges kümmerte. Überraschend ist bei seinen
früheren Arbeiten der hohe Anteil an architektonischen
Innenräumen, deren virtuos
gehandhabte Perspektive allein schon durch ihre eigenartig nur scheinbar
willkürlich gewählten Ausschnitte auffallen; besonders aber durch das Spiel von Licht
und Schatten, das diese präzisen Architektur- ansichten einerseits nach strengen
optischen Gesetzen im Bild noch einmal abbilden und anderseits durch den fast
kontrapunktischen Einsatz der nicht minder virtuos gehandten Aquarellfarbe mit oft beinahe
magischen Figurationen überlagert.
Wenn auch der Mensch aus Schreibers frühen Arbeiten beinahe ausgeblendet ist, sind doch
allen diesen Dachböden, Hinterhöfen, Buden und scheinbar menschenleeren Ateliers und
Zimmerfluchten stets gemeinsam ihre von Menschen geprägten, vernutzten und dennoch wieder
vielfach ungenutzten Eigenschaften. Es ist stets die eigenartige Poesie der von Menschen
geprägten Räume und Dinge, die Schreiber anzieht. Seine Kunst befähigt ihn, uns die
Menschen hinter den Dingen aufscheinen zu lassen.